Aus der Welt der Trikots … welche Rolle spielt die Trikotfarbe?
Die Anekdoten, Mythen und Geschichten, die rund um Sporttrikots ranken, sind wahrlich spannender Natur. Grundsätzlich ist ein Trikot natürlich dazu gemacht, um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Verein deutlich zu machen und in diesem Zuge natürlich auch, um auf dem Spielfeld von Schiedsrichtern und Fans auseinandergehalten werden zu können. Darüber hinaus gibt es psychologische Ansätze zur Wahl der „richtigen“ Siegerfarbe, die im folgenden Beitrag thematisiert werden sollen.
Abbildung 1: Flinke Füße und ein gutes Ballgefühl sind wichtig für den Erfolg auf dem Platz. Aber wie entscheidend ist eigentlich die Trikotfarbe?
Die Farben des Trikots spiegeln die Farben des Vereins – und wirken psychologisch?
Die gute Nachricht vorweg … Unabhängig davon, was Psychologen über die Farbe eines Trikots herausgefunden haben wollen, gilt immer: Unabhängig von der Farbe des Trikots ist die Wirkung eines Teamtrikots deutlich stärker, denn dieses Teamtrikot steht auch für den Stolz, den die Teammitglieder verspüren, wenn sie auf dem Platz stehen. Und natürlich kann jedes Team nur in Maßen darüber entscheiden, in welchen Farben sie auf dem Platz stehen möchten, denn die Farben des Vereins sind natürlich Pflicht. Farbpsychologen zufolge könnten vor allem Teams in blauen und in roten Trikots größere Erfolge erzielen, doch das ist nur die psychologische Theorie.
In der Praxis zeigt sich: Das Mannschaftsgefühl, das durch die geliebte Einheitskluft verstärkt wird und von den Fans auf den Zuschauertribünen weitergetragen wird, ist oft stärker als die Psychologie der Farben. Und selbst Hersteller von Sportbekleidung, wie beispielsweise ERIMA, wissen um den positiven Effekt des Wir-Gefühls. Der Hersteller, der bereits auf über 100 Jahre Firmentradition zurückblickt, setzt auf Sportartikel, die gemeinsam gewinnen lassen, heißt es vom Unternehmen selbst. Klar, dass nicht nur viele Vereine auf Sportbekleidung von ERIMA setzen, sondern auch die Fans sich in die vielseitige Sportbekleidung werfen, bevor sie sich zum Spiel begeben.
Trikotfarben und ihre Wirkung
Warum dennoch die Farbe Rot auf dem Platz besonders angriffslustig und agil wirkt und bei Fußballspielern ganz besonders beliebt ist, ist auf die Signalwirkung der Farbe zurückzuführen. Ob die Einschüchterungstaktik aufgeht oder vielleicht nur unterbewusst wirkt, bleibt dann natürlich mit Blick auf das jeweilige Spiel abzuwarten. Und dennoch: Eine Studie aus dem Jahr 2008 soll nachgewiesen haben, dass Fußballmannschaften, die in roten Trikots auflaufen, öfter gewinnen. Allein die Farbe der Trikots soll den Gegnern entschlossenen Kampfgeister signalisieren, gepaart mit Dominanz auf dem Platz und Schnelligkeit in den Füßen und dem richtigen Maß an aggressiver Angriffslust.
Abbildung 2: Ein Trikot in Blau und Rot sollte – den Ausführungen der Farbpsychologie folgend – ein wahres Sieger-Trikot sein.
Übrigens hatte bereits eine Studie Jahre zuvor nachgewiesen, dass nicht nur Kicker wie die von Manchester United und Bayern München in Rot gewinnen, sondern auch Kämpfer im Taekwando-Sport. Sie wurden im Vergleich zu ihren in blau gekleideten Gegnern meist besser bewertet.
Blau gilt übrigens keineswegs als die Farbe der Verlierer, sondern ist fast so stark wie die Farbe Rot. Allerdings hat die Farbe Blau eine ganz andere Wirkung auf dem Platz – auf die Spieler, für die Mannschaft und auch auf Fans und Schiedsrichter. Die Farbe Blau strahlt deutlich mehr Ruhe aus und steht für ein harmonisches, vertrautes Miteinander. Auch wenn die Farbe Blau häufig als kühl bezeichnet wird, ist das in diesem Fall nicht negativ zu bewerten. Denn das kühle Blau wirkt bedachter und weniger impulsiv als die Farbe Rot.
Folgt man den Ausführungen der psychologischen Farblehre, müssten Coaches und Trainer die Farbe Weiß ganz und gar von ihren Trikots verbannen. Denn in der Farbpsychologie steht die Farbe für Zurückhaltung, die auf dem Platz schnell als Angst und Passivität ausgelegt werden könnte. Andersherum argumentiert, so wie das Prof. Markus Raab mit Blick auf die DFB-Trikots tut, könnte ein weißes Trikot auch insofern ein guter Schachzug sein, weil sich weiße Trikots – empirischen Studien der Deutschen Sportschule Köln zufolge – wohl positiv auf die Entscheidung von Schiedsrichtern auswirken würden. Zur Untermauerung der These, dass Spieler in weißen Trikots als weniger aggressiv eingestuft werden, liefert eine Beobachtung aus dem American Football, aus der hervorgeht, dass in Schwarz gekleidete Spieler häufiger ins Visier der Schiedsrichter gerieten als in Weiß gekleidete Spieler.
Auch der Farbe Gelb lässt sich auf dem Platz nicht viel Positives abgewinnen, steht die Farbe doch im
Abbildung 3: Grün-Weiß ist zwar keine klassische Siegerkombination. Allerdings steht die Farbe Grün für Esprit und die Farbe Weiß soll sogar auf Schiedsrichter beruhigend wirken.
Grunde für ein unsicheres, naives Spielverhalten. Auch strahle die Farbe Gelb Egoismus aus, heißt es. Wenn eine Jugendmannschaft beispielsweise in Grün aufläuft, könnten das – den Ausführungen der Farbpsychologie folgend – sogar gute Ausgangsbedingungen sein. Denn die Farbe Grün steht für Gesundheit und Frische, Optimismus und jugendliche Leichtigkeit, die nicht zu unterschätzen ist. Zudem zeigt sich auch hier: Kombiniert mit Schwarz wird die Farbe Grün (und auch die Farbe Gelb) deutlich präsenter. Sie wirkt beinahe böse und angsteinflößend.
Fazit: Nicht die Farben der Trikots entscheiden über Sieg oder Niederlage
Auf dem Platz entscheiden dann letztlich ohnehin andere Faktoren über Sieg oder Niederlage. Ein gutes Wir-Gefühl und ein effektives Training sind die beste Voraussetzung für Erfolg auf dem Platz. Und das widerspricht der Farbpsychologie doch an vielen Stellen, denn Dortmund ist in Gelb-Schwarz mitnichten unsicher und auch nicht naiv. Und Frankreich und Schalke, die beide in Blau auflaufen, bekleckern sich letztlich auch nicht fortwährend mit Ruhm, obgleich sie doch die zweite Siegfarbe tragen.