Was ist Sport? Debatten über die Akzeptanz der Denk- und Geschicklichkeitsspiele
Angespannte Muskeln, schnelles Atmen und ein verschwitzter Körper - das ist das allgemeine Bild eines sporttreibenden Menschen. Sport steht in der breiten Bevölkerung im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten, die nach bestimmten Regeln ausgeführt werden. Doch die Definition von Sport ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.
Was ist Sport?
Per Definitionem ist Sport eine körperliche Betätigung, der innerhalb festgesetzter Regeln zur Kräftigung des Körpers ausgeübt wird. Die Aktivität ist spielerisch oder wettkampfmäßig, hat einen Trainingscharakter und kann einzeln oder in der Gruppe durchgeführt werden. Diese Komponenten erfüllen alle etablierten Vereinssportarten und bekannte Fitnessangebote, die von Fußball über Tennis bis hin zu Yoga reichen. Doch bei Disziplinen außerhalb des gängigen Sportauswahl verschwimmen die Grenzen und Diskussionen treten auf. Die größten Debatten drehen sich um die fehlende körperliche Anstrengung. Doch Disziplinen, die sich auf mentale Kapazitäten stützen, vergrößern immer mehr ihre Fangemeinde und wagen den Schritt in die Sportszene.
Denkspiele
Schach gehört zu den ältesten Denkspielen der Welt, das seit jeher in Wettkampfform ausgeübt wird. Das Königsspiel zählt damit zu den Pionieren des Denksports und wird in zahlreichen Ländern als Sportart praktiziert. In Deutschland wurde zum Beispiel der Deutsche Schachbund (DSB) bereits 1877 ins Leben gerufen, der seit 1926 auch im Weltschachverband FIDE vertreten ist. Obwohl die körperliche Komponente fehlt, erkennen heute sowohl der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) Schach als Sportart an.
Das Kartenspiel Skat erfreut sich in Deutschland einer ähnlich großen Beliebtheit. Erfunden wurde es 1820 in Altenburg und gewann im deutschen Raum innerhalb weniger Jahrzehnte immer mehr Anhänger aus allen gesellschaftlichen Schichten. 1899 wurde schließlich der Deutsche Skatverband (DSKV) gegründet. Ihm gehören heute 13 Landesverbände und über 1600 Vereine an, in denen etwa 24000 Menschen ihrer Vorliebe zum Skatspiel nachgehen. Obwohl das Kartenspiel in Deutschland wie Schach flächendeckend auf sportlicher Ebene kultiviert wird, fehlt bisher die offizielle Anerkennung als Sportart.
Poker befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Skat. Das Kartenspiel zeigte seine sportliche Seite in den 1970er Jahren, als die World Series of Poker (WSOP) im Fernsehen übertragen wurde. Dies bewies der ganzen Welt, dass Poker mehr als nur ein Kneipenspiel war und lockte Kartenspieler mit sportlichen Ambitionen in die Szene. Heute wird Poker in nationalen und internationalen Verbänden, Vereinen und Ligen organisiert, dennoch fehlt eine offizielle Anerkennung als Sportart. Hoffnung besteht: Die International Federation of Poker (IFP) hat einen Beobachterstatus bei der International Mind Sports Association (IMSA), dem globalen Dachverband für Denksportarten.
Geschicklichkeitsspiele
Dart fällt in die Abteilung der Geschicklichkeitsspiele. Seine Geschichte ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst, doch die Grundsteine für den modernen Dart wurden 1896 gelegt, als die Aufteilung der bis heute geltenden Wertsegmente festgelegt wurde. Obwohl die physische Komponente vorhanden ist, wird immer wieder Darts Kategorisierung als Sport in Frage gestellt. Denn im Vergleich zu Disziplinen wie Fußball und Leichtathletik steht die körperliche Anstrengung nicht im Vordergrund. Nach den Kriterien der DOSB sind jedoch alle Vorgaben erfüllt, so dass der Bund das Geschicklichkeitsspiel mit Pfeilen seit 1993 offiziell als Sportdisziplin akzeptiert.
Billard ist hingegen nicht nur ein Mitglied des DOSB, sondern wird seit 1998 auch über die World Confederation of Billiard Sports (WCBS) auch von der IOC anerkannt. Zu Beginn seiner Geschichte war Billard eine Spielart, die größere körperliche Anstrengung verlangte, weil sie auf dem Boden ausgeübt wurde. Ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert landeten die Kugeln jedoch auf Tischen. Die Komponente der Geschicklichkeit begann, die körperlichen Aspekte zu dominieren. Trotz der zahlreichen Debatten hat sich Billard jedoch durchgesetzt und sich einen festen Platz in der Sportwelt ergattert.
eSport
Eine relativ neue Disziplin in dieser Debatte ist eSport. Nach der Einführung des Internets und des Personal Computers in den Massenkonsum entwickelte sich Gaming von einer Nischenaktivität zu einer alltäglichen Freizeitbeschäftigung und betrat rasch die Wettkampfebene. Bereits 1999 hieß die deutsche Gamers Gathering in Duisburg 1600 Teilnehmer aus ganz Europa willkommen, die in verschiedenen Genres gegeneinander antraten. In den letzten Jahren erlebt eSport einen rasanten Aufschwung. Turnierveranstaltungen werden im Netz von Millionen verfolgt, während die Turnierteilnehmer gigantische Preisgelder erwarten. Der Sektor kann ohne Weiteres mit den populärsten Sportarten, wie Fußball und Basketball, mithalten. Infolgedessen ist das Verlangen nach einer offiziellen Anerkennung groß. Die Bemühungen trugen in den letzten Jahren Früchte: Länder wie Südkorea und China stufen eSport als Sportart ein.
Die Debatte, ob Denk- und Geschicklichkeitsspiele einen Platz im konventionellen Sport haben, wird uns auch in der Zukunft weiter beschäftigen. Das Interesse in der Bevölkerung steigt, während Vereine und Verbände ihren Kampf für die Anerkennung akribisch fortführen. Schach und Billard haben ihren Status bereits gesichert. Weitere Disziplinen folgen den Pionieren mit kleinen Schritten. Besonders eSport hat eine laute Stimme und lässt auf frühe Erfolge hoffen.